21. Oktober 2017 – 26. November 2017
TERESA MAZUELA SEQUEIRA:
ÜBER HOLZWEGE
SCHEITERN. VERWANDLUNG.
Eintritt frei
Freitag, 20. Oktober, 19 Uhr // Ausstellungseröffnung
Einführung: Dr. Birgit Möckel, Kunsthistorikerin
„... dass wir nicht sehr verlässlich zu Hause sind in der gedeuteten Welt“ (Rainer Maria Rilke, Duineser Elegien, 1923), das zeigt uns Teresa Mazuela Sequeira, indem sie uns auf Holzwege führt, Scheitern, Verwandeln ahnen lässt. Das erfordert Vertrauen in Dimensionen jenseits des Sichtbaren. Die "Vision des Unsichtbaren“ ist ihre Verbindung zur Natur des Lebens. Dieses Anliegen führt zu einem interdisziplinären Dialog mit wissenschaftlichen und
philosophischen Ansätzen und zu Medienübergreifenden Arbeiten. Die Malerei der in Berlin lebenden Künstlerin ist nicht vollkommen lesbar oder erklärbar. So entfaltet sich der Bildraum in Prozesse der Transformation, des Scheiterns und des Neubeginns. Ebenso verhält es sich bei der Verwendung anderer Medien. Mazuela Sequeira arbeitet mit Malerei, Fotografie, Video, Interventionen und Installationen im Raum.
Seit ihrer Kindheit ist die Wahrnehmung, der in Deutschland und Spanien aufgewachsenen Künstlerin durch zwei Kulturen geprägt, in denen sich ihr Leben bewegt. Es gibt keine eindeutigen Wegweiser, keine absoluten Grenzen. Es gibt Bewegung, die sich durch Vertrauen in Unbekanntes und gerade nicht Sichtbares weitet. Das Eine existiert neben dem Anderen in Verbindung. In diesem Sinn untersucht Mazuela Sequeira die Idee der Weite und des sich Entfernens auch in Hinblick auf die darin verborgenen Möglichkeiten von Nähe – ohne Aneignung – und des Zufälligen.
In ihrer Einzelausstellung „Über Holzwege. Scheitern. Verwandlung“ kommen auch durch den Austausch mit Biologen organische Strukturen und Elemente sowie botanische Inhalte zum Tragen. Insbesondere das für die Künstlerin gesammelte Holz der Mammutbäume (Sequoioideae) findet sich im projektraum der alten feuerwache wieder. Dieses Holz hat einen besonderen Bezug zu Feuer: manche Arten sind weitgehend feuerfest, bei anderen öffnen sich die Zapfen erst durch Hitze und geben die Samen frei. Der Verlust wird Element und treibende Kraft der Transformation und der Kunst. Verwandlung bedeutet Tod und Leben.
Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Recherche war der Waldbrand 1997 in der Sierra de Gredos, nahe Madrid: das der Künstlerin lang vertraute Gebiet war verschwunden. Aus der Aschelandschaft wuchs Neues, erneut Lebendiges – Sinnbild für Verlust und Neubeginn. Verbieten wir uns Verwandlung, weil sie auch Ausdruck des Todes ist?
Naheliegend war es den Blick auf einen Aspekt der Natur zu richten, den Menschen seit Urzeiten keineswegs als harmonisch, sondern als chaotisch und bedrohlich wahrnehmen. Der Begriff „Naturkatastrophe“ ist ein menschlicher Begriff. Waldbrände werden von uns so
wahrgenommen. Zerstörung ist aber auch unersetzlicher, erneuernder Faktor für ganze Lebensgemeinschaften. Sequoias insbesondere „Sequoia sempervirens“ (sempervirens, lat. immer lebend = immergrün) und „Sequoiadendron giganteum“ (Riesenmammutbaum) sind
Pyrophyten und somit an Feuer angepasst oder benötigen dieses zur Fortpflanzung. Katastrophen gehören zum Inventar der Ökosysteme.
Die in Berlin lebende Künstlerin schloss ihr Studium der Malerei und Fotografie an der Universidad Complutense in Madrid ab und studierte dann bildende Kunst an der Universität der Künste, wo sie Meisterschülerin von Prof. Marwan war.
VERANSTALTUNGEN:
Mittwoch, 22. November, 18 Uhr // Gespräch
Ariadne von Schirach, Autorin und Philosophin, im Gespräch mit dem Biologen Markus Jahn über Endlichkeit und Verwandlung
Moderation: Michaela Maria Müller, Autorin und Journalistin
Sonntag, 26. November, 18 Uhr // Finissage
Anna Barth (TanzArt Labor Berlin) im Spannungsfeld von Improvisation und Butoh / Claudia Risch, Flöte und Bassklarinette
Mit freundlicher Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Ausstellungsfonds Kommunale Galerien und Fonds Ausstellungsvergütungen für bildende Künstlerinnen und Künstler.