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Kulturhaus Alte Feuerwache
Kulturhaus Alte Feuerwache
Kulturhaus Alte Feuerwache Außenansicht
Kulturhaus Alte Feuerwache

Das Kulturhaus Alte Feuerwache ist eine Einrichtung des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, Fachbereich Kultur und Geschichte. Bereits 1884 wurde das Gebäude als Feuerwache errichtet und von 1995-98 denkmalgerecht saniert, zum Kulturhaus umgebaut und im September 1998 eröffnet. Seitdem gab es Veränderungen in der kulturellen Nutzung.
Kontinuierlich bieten der Projektraum, die Studiobühne und ein Jugendclub ein vielseitiges Angebot für Kunst- und Kulturinteressierte unterschiedlichsten Alters.

Der Projektraum im Erdgeschoss präsentiert Wechselausstellungen zur Bildenden Kunst, Fotografie und Soziokultur. Hier haben Künstler:innen und andere Kooperationspartner:innen die Möglichkeit, ihre Projekte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Programmspektrum spiegelt die künstlerischen Aktivitäten im Bezirk und Berlin wider. Verantwortlich für die Programmgestaltung ist Frau Ottersberg.

Die Studiobühne ist eine kommunale Spielstätte mit Gastspielbetrieb im zweiten Obergeschoss des Kulturhauses. Das vielseitige generationsübergreifende Programmangebot wird von Friedrichshainer:innen und Berliner:innen gern genutzt. Künstler:innen und Akteur:innen finden hier professionelle Aufführungsbedingungen sowie eine gute technische Ausstattung. Frau Jarosch, Leiterin des Kulturhauses, versteht sich als Vermittlerin zwischen Künstler:innen und den Akteur:innen von Kulturvereinen sowie klassischen Bildungsstätten. Seit 2018 initiiert sie Integrationsprojekte für Menschen mit Fluchterfahrungen.

Im ersten Obergeschoss, zugänglich über den linken Eingang des Kulturhauses, befindet sich zudem der Jugendclub Feuerwache. Kindern ab 12 Jahren wird dort ein vielfältiges Programm geboten. Träger dieser kommunalen Jugendeinrichtung ist das Bezirksamt Friedrichhain-Kreuzberg, Fachbereich Jugend, Familie und Sport. Mehr Informationen zum Jugendclub finden Sie hier.

Barrierefreiheit
Das Kulturhaus Alte Feuerwache verfügt an der Ostseite über einen Zugang für Rollstuhlfahrer (Rampe) und im Eingangsbereich befindet sich eine Behindertentoilette.
Der Projektraum ist barrierefrei zu erreichen. Um in die Studiobühne zu kommen, kann ein Aufzug genutzt werden.

Kontakt

Geschichte

Marchlewskistraße, Aufnahme vom 5. Mai 1952
Marchlewskistraße, Aufnahme vom 5. Mai 1952

Im Jahr 1884 wurde die Alte Feuerwache als Feuerwache „Memel“ in der damaligen Memeler Straße 39 in Betrieb genommen. Noch heute zeugt die Architektur des Erdgeschosses mit seinen Backsteinmauern, Rundbogenfenstern und Säulen von der damaligen Modernität der Anlage. Nach 1945 wurde das Gebäude zum Feuerwehrstützpunkt „Weberwiese“ umbenannt und auch die Memeler Straße wurde 1950 zur Marchlewskistraße umgetauft.

Die Feuerwache diente als Dienstgebäude des 52. Polizeireviers und Standort der Berliner Berufsfeuerwehr mit Unterkunft und Depot für fahrbare Handdruckspritzen, Maschinenleitern und Wasserwagen.
Der dreigeschossige Klinkerverblendbau mit fünf Toren und Terrakottareliefs im Stil der Neo-Renaissance zählt zu den acht Feuerwachen, für deren Gestaltung der Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein verantwortlich zeichnete (1).
Den Feuerwachen kam eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der städtischen Gemeinschaft und ihr Sicherheitsbedürfnis zu. Das Feuerlöschwesen war durch die hohe Dichte der Industrie- und Wohnungsbauten in Berlin stark gefordert, es bezog alle sozialen Schichten ein (2). 1851 wurde die Berliner Berufsfeuerwehr als erste in Deutschland gegründet (5). Die Feuerwache Memel war eine der sogenannten Trabantenwachen der zweiten Generation, die die fünf zentralen Wachen ergänzten (1).

Zum Gebäude gehörte ein Hofbereich, dem sich ursprünglich linksseitig ein schmales Werkstatt- und Stallgebäudeanschloss. Darin wohnten damals auch der Oberfeuerwehrmann sowie Kutscher und Schirrmeister (3). Später befanden sich links im Hof ein Schlauch- und Gerätehaus mit Wendeltreppe und rechts eine Werkstatt in einer Bretterhütte (4). Die Wagen der Löschzüge (Spritze, Wasserwagen, Personenwagen, Utensilienwagen) wurden anfangs durch Pferde gezogen, ab 1900 sukzessive motorisiert.

Die letzten Pferde wurden 1922 außer Dienst gestellt. 1927 erhalten die Feuerwehrfahrzeuge eine einheitlich rote Lackierung sowie rote Signallampen (5). 1945 ging die Feuerwache Memel am Ende des 2. Weltkrieges in Flammen auf. Das dreigeschossige Gebäude wurde durch Brandbomben derart beschädigt, dass nur noch das Erdgeschoss erhalten blieb. 1946 erhielt das Haus ein Notdach und diente von 1948–55 als Feuerwehrstützpunkt mit dem Namen „Weberwiese“ (2). 1955 wurde hier der Betrieb eingestellt und in der Rüdersdorfer Straße die neue Feuerwache Friedrichshain eröffnet (2). Ab 1955 nutzte der benachbarte VEB Edelholzbau Berlin das Gebäude als Lagerraum und Furnierwerkstatt. Der Betrieb befand sich in der Fruchtstraße 37 (heute Straße der Pariser Kommune), später Standort des VEB Inneneinrichtungskombinates intercor Berlin (2). 1995–98 wurde das Gebäude durch die Architekten Wörle & Partner (München) als Kulturhaus umgebaut. Das gut erhaltene Erdgeschoss mit historischer Backsteinfassade und den charakteristischen rundbogigen Wagenausfahrten wurde denkmalgerecht restauriert und wieder aufgestockt. Im oberen Teil wurde die Fassade mit hellen Großkacheln verkleidet, das neue Dach als Tonnengewölbe ausgeführt. Am 5. November 1997 war das Richtfest. Am 5. September 1998 wurde das Kulturhaus Alte Feuerwache Friedrichshain feierlich eingeweiht. Die Nutzungen wandelten sich im Laufe der Zeit: Im Erdgeschoss befand sich zunächst das Heimatmuseum Friedrichshain in der früheren Wagenhalle – heute der projektraum, in weiteren Räumen das Büro der bezirklichen Projektförderung und ein Café. In der ersten Etage war das Archiv der Heimatgeschichtlichen Sammlung untergebracht und die Kreativwerkstatt Glatzkasten sowie der Jugendclub Feuerwache.
In der zweiten Etage befanden sich das Kulturamt und das Theater Schmales Handtuch, das Anfang 2003 in Studiobühne umbenannt wurde. Hier finden Theater- und Tanzaufführungen, Musikveranstaltungen und Lesungen für Kinder und Erwachsene statt. Inklusion und Diversität sind ein Schwerpunkt des Engagements. Die Studiobühne bietet freien Gruppen aus Berlin und internationalen Künstler*innen Präsentationsmöglichkeiten unter professionellen Rahmenbedingungen. 2001 zog der Kommunale Kunstverleih in die Wagenhalle im Erdgeschoss und das Heimatmuseum präsentierte die Ausstellungen zur Heimatgeschichte im ersten Stock. Nach der Bezirksfusion (2001) wurden die Heimatgeschichtlichen Sammlungen der Bezirke Friedrichshain und Kreuzberg im Kreuzbergmuseum in der Adalbertstraße zusammengeführt – seit 2013 das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum.

Am 16. Januar 2003 wurde der Projektraum mit der Fotoausstellung von Lutz Körner „gestern und heute – Wandlungen in Friedrichshain“ eröffnet. Der Projektraum bietet eine Plattform für lokale und Berliner Künstler:innen, Ausstellungen zu soziokulturellen Themen und Projekte der kulturellen Bildung. Bis Ende 2004 gab es im Projektraum parallel noch Ausstellungen des Heimatmuseums Friedrichshain. Ab 2005 erweiterte der Jugendclub Feuerwache seine Angebote auf die gesamte erste Etage. 2018 wird aus Anlass des 20-jährigen Bestehens eine Treppenhaus-Ausstellung mit historischen Bildern zur Geschichte des Gebäudes eröffnet. Das Kulturhaus Alte Feuerwache Friedrichshain organisiert ein autonomes, beständiges Kultur- und Freizeitprogramm mit zahlreichen Ausstellungen, Veranstaltungen, Workshops und Projekten.

Quellen:
(1) wikipedia.org: alte Feuerwache (Friedrichshain)
(2) Fritz Wollenberg, Manuskript zur Geschichte der alten Feuerwache Friedrichshain
(3) Berlin und seine Bauten, hrg. vom Architektenverein zu Berlin, Berlin 1877
(4) Horst Dembny, Manuskript „Alarm 333 für Feuerwache Memel“ 08/11/99 – Kindheitserinnerungen der 1930er-40er Jahre
(5) berliner-feuerwehr.de: Historie von der Gründung 1851 bis 1945
(6) wikipedia.org: Hermann Blankenstein